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Der Flugkünstler
Text: Walter Gödden
Die Plastik "Der Flugkünstler" von Walter Gebert zeigt den Autor Ulrich Horstmann schreibend unter den Fittichen eines Mauerseglers. Der Künstler Walter Gebert wird dazu auf www.untier.de mit den Worten zitiert:
Mein 'Anschauungsobjekt' nimmt auf eine, ich möchte sagen, sehr persönliche Weise auf Ulrich Horstmanns Roman Rückfall Bezug. Der Vogel hier ist ein Mauersegler. Der Mauersegler ist ein außergewöhnlicher Flugkünstler, so auch der Titel dieser Plastik. Er spielt in dem Roman und auch sonst bei Ulrich Horstmann eine zentrale, vorder- und hintergründige Rolle. An ihm hängt alles. Es ist nicht die weiße Taube des Heiligen Geistes und auch nicht Yeats' "golden bird of Byzantium", sondern die Verkörperung einer dunklen Macht, ein schwarzer Himmelsbote. Er kennt das Leiden und den schlimmen Zustand der Welt, den er nach Kräften zu heilen versucht. Sein Ziel ist die Verknüpfung des Getrennten, Auseinanderbrechenden, was sich schon daran zeigt, daß er zweimal im Jahr tausende Kilometer zurücklegt, um Europa mit Afrika, genauer Südafrika (dem zweiten Schauplatz des Romans), zu verbinden.
Bild links: "Der Flugkünstler". Plastik von Walter Gebert. Fotoserie im Vorlass Ulrich Horstmanns. https://untier.de/flugkuenstler-plastik-von-walter-gebert-2008/
Mauersegler
Da freut sich das Editorenherz. So also sieht die Handschrift von Ulrich Horstmann aus. So hat er an einem Text gefeilt, so entstand nach mehreren Korrekturvorgängen die Reinschrift "letzter Hand". Wobei auffällt, dass der Text über die einzelnen Stufen hinweg eine zunehmend reduziertere, auch pointierte Gestalt annahm: Das Ich betrachtet, wie die "Mauersegler" (aus der Überschrift) den "Raubvogel" (v. 2) nicht mehr in die Verzweiflung [gestrichenes Wort aus der Vorfassung], sondern zur Weißglut treiben - ein ganz offensichtlich stärkeres, weil ungewöhnlicheres poetisches Bild. Der fast meditative Text wird durch eben diese "Weißglut" wie auch durch das in diesem Zusammenhang ebenfalls überraschende Wort "Schlacke" (v. 5) gleich zweifach gebrochen und entfaltet auf diese Weise eine innere Dynamik.
Bild unten: Manuskript zu "Mauersegler". Westfälisches Literaturarchiv im LWL-Archivamt (Depositum). Bestand 1022/8.